Bestätigter Jahresabschluss 2024: deutlicher Rückgang des Konzernumsatzes der Groz-Beckert Gruppe
Albstadt: Nach bestätigtem Jahresabschluss ging der Konzernumsatz von Groz-Beckert im Jahr 2024 um 41 Millionen Euro (–5 Prozent) auf 839 Millionen Euro zurück (Vorjahr: 880 Millionen Euro). Der Belegschaftsstand nahm um 176 Personen ab. Damit waren im Groz-Beckert Konzern zum Stichtag 31. Dezember 2024 weltweit 9.419 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt (Vorjahr: 9.595 Personen).
Die wirtschaftlichen und geopolitischen Krisen, die seit mehreren Jahren bestehen, belasteten auch im Jahr 2024 das Konsum- und Investitionsverhalten von Privatpersonen und Unternehmen. Die schwierigen Rahmenbedingungen schlugen sich bei Groz-Beckert spürbar nieder. Der Umsatzrückgang betraf alle drei Geschäftsbereiche: Textile Tools (Textile Werkzeuge), Cutting Tools (Industriemesser) und Engineered Textiles (Technische Textilien).
Geschäftsbereich Textile Tools
Im Geschäftsbereich Textile Tools ging der Umsatz insgesamt zurück. Zu den allgemein schwierigen Rahmenbedingungen kamen in der Branche strukturelle Veränderungen hinzu. In den Textilmärkten gab es daher kaum Regionen mit einer positiven Entwicklung. Lediglich China bildete auf¬grund der Konzentration der Textilindustrie im Land eine Ausnahme. Die klassischen Textil¬märkte Südostasiens sowie die Märkte Amerikas und Europas entwickelten sich hingegen überwiegend schwach.
Im Hauptmarkt China sorgten wiederum der zunehmende Preisdruck, hohe Überkapazitäten, immer kleinere Losgrößen und veränderte Produktanforderungen durch den Ultra-Fast-Fashion-Trend für zusätzliche Herausforderungen.
Geschäftsbereich Cutting Tools
Im Jahresverlauf 2024 war der Geschäftsbereich Cutting Tools zunehmend von der Schwäche einzelner Abnehmerbranchen betroffen. Das wirkte sich zwar unterschiedlich stark auf die einzelnen Divisionen aus, insgesamt ging der Umsatz jedoch zurück. Der Rückgang resultiere vor allem aus der konjunkturellen Schwäche der europäischen Kernmärkte. In Asien und den Amerikas wurde hingegen ein leichtes Plus erzielt.
Geschäftsbereich Engineered Textiles
Im Geschäftsbereich Engineered Textiles entwickelten sich die beiden Segmente unterschiedlich. Die Umsätze mit nichtmetallischen Bewehrungen für die Bauindustrie brachen aufgrund der Schwäche der Branche ein. Die Geschäfte mit Verbundstoffen für verschiedene industrielle Anwendungen liefen hingegen besser als im Vorjahr. Das konnte die starken Rückgänge in der Bauindustrie jedoch nicht ausgleichen. Der Umsatz ging insgesamt zurück.
Mitarbeiter Konzern
Die Mitarbeiterzahl der Groz-Beckert Gruppe sank im vergangenen Geschäftsjahr um 176 Personen. Der Personalstand ging im Konzern zum 31. Dezember 2024 im Vergleich zum Vorjahr auf 9.419 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück (Vorjahr: 9.595 Personen).
Auf den Geschäftsbereich Textile Tools entfielen hiervon 8.222 Mitarbeiter (Vorjahr: 8.442 Personen), auf den Bereich Cutting Tools 882 Personen (Vorjahr: 810 Personen) und auf den Geschäftsbereich Engineered Textiles 315 Mitarbeiter (Vorjahr: 343 Personen). Der leichte Zuwachs bei Cutting Tools basiert auf der Übernahme eines kleinen malaysischen Wettbewerbers zum vierten Quartal 2024.
Mitarbeiter Stammsitz Albstadt
Am Stammsitz in Albstadt sank der Belegschaftsstand. Zum Jahresende waren in Albstadt 2.194 Mitarbeiter beschäftigt – ein Rückgang um 59 Personen (Vorjahr: 2.253 Personen).
Die Anzahl der Auszubildenden und dualen Studenten belief sich in Albstadt im Berichtsjahr auf 157 Personen (Vorjahr: 145 Personen). Aufgrund der langfristig unsicheren Wirtschaftslage wurde die Zahl der neu startenden Auszubildenden und dualen Studenten reduziert. Ende August 2024 begannen 36 junge Menschen eine Ausbildung oder ein duales Studium bei Groz-Beckert in Albstadt (Vorjahr: 55 Personen).
Strukturelle Maßnahmen und Freiwilligenprogramm
Aufgrund des seit Jahren anhaltenden Nachfragerückgangs bei zeitgleich steigenden Kosten wurden im vergangenen Geschäftsjahr strukturelle Maßnahmen im Stammgeschäft Textile Tools eingeleitet. Der Bereich soll so an die sich nachhaltig veränderten Rahmenbedingungen ausgerichtet werden. Zudem sollen die Kosten im Geschäftsbereich dauerhaft um rund 50 Millionen Euro ab 2027 gesenkt werden.
Um den daraus resultierenden, sinkenden Stellenbedarf in Albstadt möglichst sozialverträglich zu gestalten und betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern, wurde im November 2024 ein Freiwilligenprogramm gestartet, das bis Mitte Februar 2025 lief. Es ermöglichte die einvernehmliche Einigung über die Beendigung des Arbeitsverhältnisses zu fest definierten Konditionen.
Insgesamt wurden 202 Vereinbarungen zur einvernehmlichen Beendigung des Arbeitsverhältnisses getroffen. Hiervon gehören 73 Personen zu den rentennahen Jahrgängen, deren Abfindung in eine monatliche Zahlung umgewandelt wurde. 129 Mitarbeiter unterzeichneten einen Aufhebungsvertrag mit Einmalzahlung. Der Zeitpunkt der Beendigung der Arbeitsverhältnisse ist je nach Fristen und Vereinbarungen unterschiedlich. Die Austritte im Rahmen des Freiwilligenprogramms werden bis Ende November 2025 abgeschlossen sein.
Zusätzlich zum Freiwilligenprogramm nutzt Groz-Beckert die natürliche Fluktuation durch Eigenkündigung und Renteneintritt zur Stellenreduzierung. Durch Freiwilligenprogramm und natürliche Fluktuation ergibt sich bis Ende 2025 eine erwartete Stellenreduktion in den technischen und kaufmännischen Verwaltungsfunktionen von rund 250 Stellen. In der Nadelproduktion findet hingegen nur ein geringer Stellenabbau über die natürliche Fluktuation statt. Aktuell wird die Nachfrageschwäche in der Produktion mit Kurzarbeit ausgeglichen.
Geschäftsjahr 2025
Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich im aktuellen Geschäftsjahr nicht verbessert. Vielmehr nahmen zuletzt die Unsicherheiten durch die Ausweitung des Krieges in Nahost und die Handelspolitik der USA weiter zu.
Entsprechend verlaufen die Geschäfte bei Groz-Beckert. Während der Jahresauftakt in einigen Bereichen leichte Hoffnung weckte, gingen die Geschäfte im April, nach den ersten Zollankündigungen der USA, teilweise etwas zurück. Nach sechs Monaten liegt der Konzernumsatz von Groz-Beckert gegenüber dem Vorjahr leicht zurück. Damit liegt die aktuelle Geschäftsentwicklung hinter den Erwartungen.
Ausblick
Die jüngsten Entwicklungen zeigten in einigen Segmenten der Geschäftsbereiche Cutting Tools und Engineered Textiles einen leichten Aufwärtstrend. Ob diese Entwicklung nachhaltig ist, muss das zweite Halbjahr zeigen.
Im Stammgeschäft Textile Tools bleiben die Herausforderungen durch die strukturellen Veränderungen unverändert groß. Zudem entwickelte sich der einzige echte Wachstumsmarkt der vergangenen Jahre – China – zuletzt etwas schwächer.
Die weiteren Aussichten sind entsprechend verhalten. Groz-Beckert geht derzeit davon aus, im aktuellen Jahr kein Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr zu erzielen.
Über Groz-Beckert
Groz-Beckert ist internationaler Marktführer für Entwicklung, Herstellung und Vertrieb prozesskritischer textiler Präzisionswerkzeuge und industrieller Schneidlösungen sowie Lösungsanbieter von textilen Bewehrungen für die Bauindustrie und von Verbundstoffen.
Unter der Marke Groz-Beckert werden industrielle Maschinennadeln, Präzisionsteile und Feinwerkzeuge sowie Systeme und Dienstleistungen für die Herstellung und Fügung textiler Flächen angeboten. Gleichzeitig erschließt die Groz-Beckert Gruppe mit dem führenden Hersteller solidian das Wachstumsfeld der nichtmetallischen Bewehrungen für nachhaltiges Bauen. Der marktführende Spezialist für Industriemesser TKM ergänzt das Produktportfolio des Konzerns mit industriellen Schneidlösungen für verschiedenste Industrien.
Bereits 1852 gegründet, erwirtschaftete Groz-Beckert im Jahr 2024 mit weltweit rund 9.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 839 Millionen Euro Umsatz. Das Unternehmen ist mit Vertretungen, Produktions- und Vertriebstochtergesellschaften in mehr als 150 Ländern aktiv.